Pressemitteilung -
Auftaktveranstaltung zum EU-LIFE-Projekt CONTEMPO2 - mehr Wasser für die Lechaue
Wie können die Auswirkungen des Klimawandels auf Flüsse wie den Lech verringert werden? Dieser Frage stellt sich das Projekt CONTEMPO2, das die CO2-freie Stromerzeugung durch Wasserkraft mit den Belangen der Gewässerökologie besser in Einklang bringen soll. Das EU-geförderte LIFE-Projekt wird in den nächsten Jahren gemeinschaftlich mit Kommunen, Behörden, Verbänden und Bürgern am Lech entwickelt. Die Erkenntnisse des Vorhabens sollen europaweit auf vergleichbare Flüsse mit Ausleitungsstrecken übertragen werden. Die Projektkosten belaufen sich auf 7,2 Millionen Euro.
Aufgrund des Klimawandels ist in den nächsten Jahren in europäischen Flüssen mit niedrigeren Abflüssen und höheren Wassertemperaturen zu rechnen. Dies wirkt sich negativ sowohl auf die klimafreundliche Energieerzeugung aus Wasserkraft als auch und auf das Ökosystem Fluss aus. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die für Fließgewässer den „guten Zustand“ als Ziel vorgibt, umfasst bislang keine wasserbaulichen Handlungsempfehlungen oder Maßnahmenvorschläge für das Management der Wassertemperaturen und des Sauerstoffgehalts in Ausleitungsstrecken. Die Thematik hat eine hohe nationale und internationale Relevanz, da aufgrund des Klimawandels die Erwärmung und der Sauerstoffgehalt in nahezu allen Flusssystemen ein Problem darstellen. Hier setzt das Projekt CONTEMPO2 an.
Trotz Klimawandel in Balance
Das Pilotprojekt CONTEMPO2 soll testen, wie sich Stromerzeugung und Flussökologie vor dem Hintergrund des Klimawandels optimal vereinbaren lassen. Dabei gilt es, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gewässerökologie zu mindern. Im Fokus stehen Flüsse mit Ausleitungskraftwerken, wie es am Lech zwischen Gersthofen und Meitingen der Fall ist.
Ziel ist es, die Wassertemperaturen und den Sauerstoffgehalt aktiv zu beeinflussen und so in einem unkritischen Bereich zu halten. Denn viele heimische Fischarten sind auf kaltes und sauerstoffreiches Wasser angewiesen. Außerdem sollen Maßnahmen ergriffen werden, die durch zusätzliche Auebäche den Flusslebensraum der Ausleitungsstrecke möglichst robust in Bezug auf die Folgen des Klimawandels gestalten. Gleichzeitig soll das Projekt die zuverlässige Stromerzeugung durch Wasserkraft auch in Trockenperioden sicherstellen.
CONTEMPO2 wird damit zu einem Leuchtturmprojekt, das durch gezielte Maßnahmen zwei zentrale Herausforderungen der EU angeht: Die Sicherstellung einer nachhaltigen Energiegewinnung und die Stärkung der Flussökologie.
Neben der Gewässerökologie ist die Sozialfunktion des Lechs als Naherholungsgebiet und Ort der Umweltbildung ein erklärtes Ziel von CONTEMPO2.
Integratives Projekt unter wissenschaftlicher Leitung
Projektstart ist die heutige Veranstaltung im Rathaus Gersthofen, die auch den Startschuss für eine Dialogreihe gemeinsam mit allen Interessensgruppen bildet. CONTEMPO2 ist integrativ – es setzt auf den Dialog mit Bürgern, Verbänden und Organisationen, die sich in Verantwortung für den Lech und seine Entwicklung sehen.
Neben den Kommunen ist dabei vor allem die Wasserwirtschaft ein wichtiger Partner. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth verantwortet die Umsetzung der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtline und setzt in den kommenden Jahren nördlich von Augsburg das Maßnahmenprogramm der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie als Teil des Projektes Licca Liber – der freie Lech um. Im Projektverlauf von CONTEMPO2 werden deshalb alle Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt durchgeführt.
Eng begleitet wird das Projekt zudem durch Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, die den Projektfortschritt dokumentieren, Untersuchungen durchführen sowie die Kommunikation und den Dialog mit den Interessensgruppen und der Öffentlichkeit federführend gestalten. Die Umweltbildungsarbeit im Projekt übernimmt das neue Umweltbildungszentrum Augsburg, das im kommenden Frühjahr eröffnet wird.
Um interessierten Bürgern und Mitgliedern der Naturschutzverbände die Möglichkeit zu geben sich über den Projektstart zu informieren, findet am 27. Januar 2023 von 17.00 bis 19.00 Uhr in Gersthofen eine abendliche Informationsveranstaltung statt. Bis Ende 2023 soll ein neu gebauter Pavillon am Europaweiher Gersthofen umfassend über das Projekt informieren.
Statements zum Projekt Contempo2
Michael Wörle, Erster Bürgermeister der Stadt Gersthofen
„Der Lech ist für Gersthofen nicht nur Energielieferant, sondern er steht als Naherholungsgebiet auch für Erholung in und mit der Natur. Daher ist es wichtig, den Lech und die umliegende Auenlandschaft mit Fokus auf den Klimaschutz nachhaltig weiter zu entwickeln. Das Projekt CONTEMPO2 setzt hier an.“
Reiner Erben, Umweltreferent der Stadt Augsburg, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes Stadt Augsburg und seiner Umweltstation sowie Vorsitzender des Vereins Lebensraum Lechtal e.V.
„Der menschengemachte Klimawandel hinterlässt bereits jetzt seine Spuren. Trockengefallene Bäche, invasive Arten und ein Rückgang heimischer Tier- und Pflanzenarten sind Beispiele für einige sichtbare Folgen in unserer Region. Wir müssen handeln, jetzt! Mit unserem Umweltbildungszentrum möchten wir Bürger*innen, Verbände und Organisationen ermuntern, sich in den nächsten Jahren mit einzubringen, den Lech als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und uns Menschen positiv zu gestalten und so die Flussökologie in unserer Heimat zu stärken. Es liegt daher mehr als nahe, dass wir uns am CONTEMPO-Projekt beteiligen“
Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments
„Angesichts des Klimawandels und der Energiekrise, leistet das Projekt CONTEMPO2 Projekt für mich absolute Pionierarbeit für Bayern, Deutschland und Europa. Am Lech wird gezeigt, wie mit Wasser verantwortungsvoll umgegangen wird. Als Champion der nachhaltigen Wasserkraft zeigt Bayern, wie nachhaltige Energieerzeugung im Einklang mit der Umwelt gestaltet wird – vor allem in der derzeitigen Krise ist das von absolut strategischer Bedeutung. Das hat Exportpotenzial und kann als Modell viele Regionen in Europa inspirieren."
Über das LIFE-Programm und die Finanzierung von CONTEMPO2
LIFE (L'Instrument Financier pour l'Environnement) ist ein Förderprogramm der EU, das Umweltschutzbelange unterstützt. Mit dem seit 1992 bestehenden Programm werden Maßnahmen in den Bereichen Biodiversität, Umwelt- und Klimaschutz gefördert. Unter diesen drei Projektkategorien können Projekte in sehr unterschiedlichen Bereichen umgesetzt werden, wie zum Beispiel Energie, Landwirtschaft, Bewaldung, Transport, Tourismus. Die Europäische Kommission nimmt jedes Jahr neue Projekte in die Förderung. Einmal jährlich können Projektanträge bei der Europäischen Kommission eingereicht werden. Die besten Projekte erhalten eine Förderung. Erfahrungsgemäß werden rund 6-8 Prozent der eingereichten Projekte über das LIFE-Programm der EU gefördert. Für LEW Wasserkraft ist CONTEMPO2 bereits das vierte LIFE-Projekt in der Region. In den letzten Jahren hat LEW gemeinsam mit Projektpartnern bereits Projekte an der Iller und der Donau eingereicht und den Zuschlag erhalten (Projekte INADAR, ISOBEL und CityRiver). Bei allen Projekten ging bzw. geht es um die ökologische Verbesserung der Lebensräume im und am Fluss und darum, Handlungsempfehlungen für andere europäische Flüsse zu entwickeln. Die Projektkosten für CONTEMPO2 belaufen sich auf 7,2 Millionen Euro, davon werden 60 Prozent durch die EU finanziert.
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Über LEW Wasserkraft
Die LEW Wasserkraft GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Augsburger Lechwerke AG. LEW Wasserkraft unterhält und betreibt 36 Wasserkraftwerke an Donau, Günz, Iller, Lech und Wertach und gehört damit zu den führenden Wasserkraftwerksbetreibern in Bayern. Das Unternehmen erzeugt jährlich rund eine Milliarde Kilowattstunden Strom aus regenerativer Wasserkraft. LEW Wasserkraft beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz liegt in Augsburg. Weitere Informationen unter https://wasserkraft.lew.de.